"Bestätigung
Betreff: Zuzugsgenehmigung für den Restaurator Otto Marx - Leipzig
Der Restaurator historischer Musikinstrumente, Herr Otto Marx, früher als solcher tätig im Württembergischen Landesgewerbemuseum, dann im Musikinstrumentenmuseum von Heyer, Köln, weiterhin im Grassi-Museum Leipzig, hat nach seiner Pensionierung seit mehr als zehn Jahren als erste Kraft auf dem Gebiete der Restaurierung historischer Musikinstrumente zunächst während vieler längerer Aufenthalte in Nürnberg, dann an seinem Wohnsitz Leipzig kostbare historische Instrumente der öffentlich zugänglichen Sammlung des Hauses Rück in Nürnberg restauriert, unter anderem Mozarts originalen Flügel und Mozart's Komponier-Clavichord wieder konzertfähig spielbar gemacht. Diese Arbeiten raschest fortzusetzen ist um so notwendiger, als viele Instrumente der Sammlung Rück durch die Verlagerung während des Krieges schwer gelitten haben.
Die Universität Erlangen, speziell das Musikwissenschaftliche Seminar, hat hieran das grösste Interesse, da die Sammlung Rück seit Kriegsende unter der Obhut des Musikwissenschaftlichen Seminars in der Universität untergebracht ist und hier für Lehre und Forschung, wie anderwärts nicht möglich, einzigartige Dienste leistet.
In den letzten Jahren noch war es möglich, wenigstens Einzelteile wertvoller Instrumente Herrn Marx auf dem Postwege nach Leipzig zu senden und wiederhergestellt zurückzuerhalten. Jetzt ist das leider nicht mehr möglich, da die letzten Sendungen von ihm in der russischen Zone beschlagnahmt wurden und Herrn Marx jegliche Tätigkeit für die Westzone polizeilich strengstens verboten wurde.
Um trotzdem auch weiterhin die trotz seiner 81 Jahre noch ausserordentlich wertvolle, kaum ersetzliche Arbeitskraft des Herrn Marx, er ist der erfahrenste Spezialist der Welt, für die ebenso notwendigen wie schwierigen Restaurierungen wertvollster und unersetzbarer historischer Instrumente verwerten zu können, ist ein vorerst sechsmonatlicher Aufenthalt von ihm in Nürnberg-Erlangen dringend notwendig. Es könnten dann zum mindesten die im Gange befindlichen Arbeiten weitergeführt und fertiggestellt werden. Ich bitte daher im Interesse der wissenschaftlichen Forschung dringend, Herrn Otto Marx die Zuzugsgenehmigung in die Westzone zu erteilen.
Dieser Antrag wird im Interesse der Universität Erlangen u. besonders unseres musikwissenschaftl. Seminars wärmstens befürwortet.
Erlangen, 30. 5. 1952
Der Rektor: [handschriftl.] Goetze (Prof. Dr. Goetze)
Univ. Prof. Dr. Rudolf Steglich // Vorstand des Musikwissenschaftlichen Seminars der Universität Erlangen."