NL Rück, I, C-0570o

"Sehr geehrter Herr Dr. Rück!

Ihren Brief vom 24. Oktober habe ich dankend erhalten und will auch gleich an dessen Erledigung gehen.

Herr Colt hat mich gestern schon den ganzen Tag beglückt und ist heute nochmal in Aussicht. Das Hammerklavier ist angekommen, aber ein guter Zustand desselben steht sehr in Frage.

Den Zustand des Hammerklavieres von Colt habe ich wie folgt aufgenommen:

2 neue Gefachdeckel mit Messingknöpfen ersetzen

am Deckel rechte gebogene Kante gebrochen,

ein neues Messingscharnier, evtl. auch Ueberwurf anbringen, die Saiten sind ganz durcheinander und haben verschiedene Stärken, 1/4 Rundstahl sind die unteren Schränkstifte viel geflickt, sodass die Saitenhöhe sehr ungleich ist,

die Stimmmnägel sind meist sehr hoch, daher kein Druck,

der Zug unter dem Anhang muss gangbar gemacht werden.

für die Züge fehlen 5 Hornknöpfe,

auch das geschweifte Abdämpferbrett fehlt.

Es scheint, dass neben dem Brett noch ein leichterer Abdämpfer mit Kniehebel vorhanden war?

1. Zug : Resonanzbedendämpfer

2. Zug : Dämpferbrett

3. [Zug] : nahe an dem vorhergehenden ein leichteres Dämpferbrett mit Kniehebel

4. [Zug] : unter dem Anhang verschiebbare Leiste mit ausgeschnittenem Leder. Es scheinen Versuche einer weiteren Dämpfung gemacht worden zu sein, man kann aber nichts Besonderes feststellen.

Die Hammerachse ist aus Metall (klappert), war früher Schnur,

die Hammerbank sieht wenig vertrauenserweckend aus,

die Hämmer selbst bestehen aus 1 mm, höchstens 2 mm starken Spänen, die auch so schwach in den Hammerkopf auslaufen (jetzt Ebenholz).

Klaviatur:

hintere Führungsleiste mit Einschnitte und Plättchen in den Tasten.

die Waagbalkenstifte sind zu erneuern, da verrostet und teils sehr locker (klappert alles)

die Steighöhe muss reguliert werden,

die Hammerlänge ist sehr ungleich.

Ich bin mir nicht klar, ob es wirklich ein "Schmahl "ist.

Eine Stundenzahl kann ich kaum angeben. Es kommt darauf an, was gemacht werden soll.

Mit Colt habe ich gesprochen, er ist bereit, das Hammerklavier hier zu lassen, da die Reparatur bis zu seiner Rückkehr nach England nicht fertig werden wird. Wir werden also das Klavier per Bahn schicken müssen. Das Gehäuse, die Zargen und Rippen, der Boden(schon geflickt) scheinen haltbar zu sein.

Adresse Colt, bei Frau Thekla Lorsbach, Villa Fath, Bayerisch Gmain / Obb.

Steinmeyer hat inzwischen die Birnbaumstäbe für Zierleisten und Dämpferführungen geliefert (3 x). Tangenten sind genügend vorhanden.

Mozartflügel: Mechanikquerschnitt ist gefunden, doch die Zeichnung von Herrn Scholz noch nicht. Der fertige Flügel ist aus Kassel zurück.

Die Knollen sind versorgt. Die letzten 3 Koffer sind ungeöffnet verwahrt. Aus Frankfurt kam eben über Schenker & Co. ein Spinett von Frau von Klensu.

Herzliche Grüsse Ihnen und Frl. Luise und auf baldiges Wiedersehen // Ihr".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1954,10,27
Schreibort
Nürnberg