NL Rück, I, C-0570o

"Mein lieber Herr Marx!

Ich danke herzlich für Ihren lb. Brief aus Tölz und es freut uns aufrichtig, dass Sie dort in lieber Pflege schöne Sonnentage haben. Hoffentlich sahen Sie sich auch Lenggries, Kochel- und Walchensee an, was ja leicht zu machen ist. Auch wir hatten gutes Wetter u. reisen morgen weiter nach Bozen, Hotel Luna, wo wir ab 30. 9. abends sein wollen. Nutzen Sie nur die schönen Herbsttage aus, und bleiben Sie solange Sie Lust und Freude haben, wenns auch langer dauert macht es nichts. Erholung ist das Wichtigste, Sie haben auch genug und mehr als fleissig gearbeitet, so soll die Erholung genügend lang sein!

Wenn Sie nachhause wieder kommen -denn jetzt sind Sie ja bei mir zuhause- bitte ich zu machen:

1. als Erstes das Stockholmer Instrument fertig, die Beschläge liegen alle innen in einer Zigarrenschachtel und Sie möchten die Deckel anschlagen. Die Kirschbaumleiste für die rückwärtige gerade Deckelkante war bei Wicklein bestellt, hofftl. lieferte er sie, sonst soll Hr. Haid dort Dampf machen. Steglich möge den Fl nochmals genau vorm Versand durchspielen. Der Flügel kommt in die Bechsteinflügel-Kiste, die bei Haber steht und uns gehört, da rückwärts ein Grafflügel zur Restaurierung durch uns mit kommt in ds. Kiste.

2. beizupacken wäre ein Pianino-Mechanik-Modell oder 2 solcher. Die Teile sind ja in Nbg, die Mechanikbacken wollte Renner liefern, wie er vor 4 Wochen schrie[b]. Wenn noch nicht da, bitte bei R. gleich durchs Büro eilige [?]onieren zu lassen. Die Modelle sind einesfür Dr. I[ba]ch, das andere für Nydell, beide Stockholm bestimmt. Die Flügelmodelle eilen nicht, umsomehr ja Renner die Teile noch nich[t] lieferte und Dr. Ibach nur ein Modell will.

3. beizup[a]cken ist ein gut passender Stimmschlüssel. für den Hammerflügel.

4- Als n[äch]ste Arbeit käme dann das Spinett fertig zu machen das der Tonmeister Schlich vom Rundfunk [m]ieten wollte, bezw. sich entscheiden wollte, ob er dieses rechteckige oder das 6-eckige Schweinskopf nehmen wollte. Vielleicht nicht mehr aktuell, weil Schlich sein Försterpiano a. d. Ostzone geschickt bekommt. Herr Haid ist informiert.

5. Als nächstes das Ruckers-Cembalo. Hier haben wir uns ja ausgesprochen, was zu machen ist. Wenn Unklarheiten bitte ich bei mir rückzufragen, mein Büro hat ja immer meine Adresse. Auf jeden Fall bäte ich, eine genaue Konstruktionszeichnung von dem Instrument samt Tastatur etc. anzufertigen, Papier soll mein Büro besorgen. Im übrigen muss ich unbedingt das Instrument vor sr. Abreise sehen, aber bis dahin bin ich ja auch sicher zurück.

Luise bittet Sie, sich um ihre Blumen jeden Tag freundlich zu kümmern, umsomehr Mayer krank sein soll. Ihre Rente: senden Sie die nötigen Papiere wenn nicht schon geschehen heim, damit Ihre Rente geholt werden kann am 1.10. Deswegen brauchen Sie selbst nicht da zu sein. In der Speise stehen Marmelade und Gurken, was alles für Sie bestimmt ist.

Noch weiter frohe Sonnentage und gute Heimkehr und herzliche Grüsse Ihnen und Familie von mir und Luise: wie immer // Ihr

Einstweilen 1 Bild für Sie, weitere der anderen 2 Aufnahmen folgen, sobald der Fotomann funktioniert, was bsiher nicht der F[all] ist!"

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1953,09,26
Schreibort
Bad Gastein