"Sehr geehrte Herren!

Ihr wertes Schreiben habe ich mit Dank erhalten. Gestern kam auch die Viola an, welche ich soeben ausgepackt habe. Da kamen auch 3 Flaschen zum Vorschein wofür ich Ihnen ganz besonders danke und werde sie auf Ihre ganz besonderes Wohl trinken.

Ich habe eine starke Erkältung und bin gestern das erste mal aufgestanden, dieserhalb kann ich Ihnen bei meiner heutigen Verfassung noch keine Zusage zu der Stuttgarter Reise machen.

Den Stimmschlüssel habe ich erhalten. Ich hatte aber schon vorher weiter gearbeitet und man konnte schon darauf spielen als der Stimmschl. kam. Die Rosette habe ich 2 Aufnahmen gemacht schicke sie bei nächster Gelegenheit.

Herr Braun hat die Wirbel sauber gemacht aber mehr daran gearbeitet als er sollte, mir scheint daß ich doch noch mit der Feile das Gewinde nachgehen muß.

Die Viola giebt ja kein erstklassiges Museumsstück, es ist viel daran geflickt und geändert. – Der Hals ist neu und war früher gut 6 mm breiter. – Kopf und Wirbelkasten verschiedenes Holz, mir scheint der Wirbelkasten neu, Kopfansatz querdurch gedübelt, war auch schon abgebrochen. Wirbellöcher gefüttert und stehen paatrweise wie bei der Violine, bei Violen sind diese gleichmäßig eingeteilt. – Linke Oberbacke ist von der Decke hin in die Einlage weggenommen. Sehr fraglich ob die Zargenhöhe noch dem orginale entspricht – Unten beim Anhang in die Decke ein Stück eingesetzt. – Zarge unten links vom Anhang stark verwurmt. – Der Bund auf dem (geraden) Boden ist typisch, doch scheint daran geflickt zu sein, sonst konnte der Stimmstockriß nicht entstehen. Da Instrument hat an der rechten Unterbacke (Bodenkante) einen starken Schlag bekommen. Der Boden ist eingedrückt und die Zarge aufgesprungen.

Namenlos und in dieser Verfassung wäre dieses Instrument für das Museum keine Bereicherung, ich würde keine 50 M dafür geben.*

Mit den besten Wünschen fürs neue Jahr größt Sie herzlichst // Ihr ergebener // Otto Marx".