NL Rück, I, C-0570e

"Sehr geehrte Herren!

Ihren werten Brief u. Postgut habe ich erhalten. Haben Sie recht herzlichen Dank für die Virginia, doch wäre es mir lieber gewesen, wenn H. Rück sich selbst des Genusses erfreuen konnte und so wird mir bei jeder Zigarre der Gedanke wieder aufkommen. Auch meine Frau dankt herzlich für die Süßigkeiten.

Jetzt habe ich wieder einmal die Dudelsäcke vorgenommen, und sende Ihnen gleichzeitig die Teile, welche für Heckel zur Restaurierung sollen, zu Ihrer gefälligen Durchsicht. * 1. 2 Doppel Rohrblätter richten, die alten Messinghälften können wohl Verwendung finden, dazu ein 3tes kürzerer anfertigen von 12 cm länge. Bohrung gleich.

2. nach allem Muster 4 Stück anfertigen, Hälfte vorteilhafter Messing, das 3. eine Oktave höher als das größte Muster, das 4. entspricht einem Oboe. Bohrungen für 3 gleich, das 4. 6 mm Bohrung.

3. diese Mundstücke sprechen an und könnten so gelassen werden. Die Stürze ist zu richten.

4. auch diese sprechen an und könnten wir lassen.

5. bitte zu entscheiden ob das Messingrohr bleiben soll oder nach meinem Aufriß eine Holzröhre mit den Messingbeschlägen angefertigt werden soll, ist vielleicht das Instrument nicht wert. Wenn das Messingrohr bleibt, so muß eben ein Messingröhrchen eingelöhtet werden wo das Mundstück eingesetzt werden kann. Beide Mundstücke fehlen und sind anzufertigen. Beide einfaches Rohrblatt sogenannte aufschlagende Zunge (wie bei 3. und 4.) *

Die Doppelguitarre habe ich fertig, die Saiten hatten wir schon vor langer Zeit v. Zimmermann liefern lassen. Die Lyraguitarre werde ich also auch richten. Es war auch schon mein Gedanke, daß die 7. Saite eine Bordun war. Wenn das Griffbrett orginal, so ist anzunehmen, daß die Decke neu und der Anhang weiter nach obern gesetzt wurde, dadurch die falsche Mensur.

Von Geyer habe ich noch keine Nachricht bekommen.

Den Aufriß für das Kemange lege ich bei. Hier im Museum ist meiner Erinnerung ein ähnliches, habe aber immer die Echtheit des Korpus angezweifelt.

Bei Zacharias war ich schon, da war aber nichts zu finden was wir verwenden könnten. Den weißen Molton werde ich bestellen, ebenso die Klaviaturstifte. Bei letzteren muß man sich jedoch vorher klar sein ob die Tasten wie der Originale [unleserl.] unten mit kl. Bödchen versehen werden (sehr umständlich) und oben die hohen Bäckchen bekommen, das macht in der Klaviaturstiftlänge ca. 1 cm aus. [Zeichnung]

Mit den besten Wünschen für recht baldige Genesung bin ich herzlichst grüßend // Ihr ergebener // Otto Marx".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1938,02,09
Schreibort
Leipzig