Unterstreichung von zweiter Hand.

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Glatt in Leipzig gelandet sage ich Ihnen nochmals meinen herzlichen Dank für alles gute und schöne was Sie mir geboten haben. Das Wetter ist allerdings noch nicht geeignet mein ersehntes Baden zu genießen. Nun der Reihenfolge nach zur Beantwortung Ihrer werten Schreiben. Gerstern habe ich mir von H. Prof. [Helmut Schultz] die Schätzung geholt. Er hat von seinen Standpunkt aus geschätzt, als ob er ihm angeboten wäre und was er für günstig zu erwerben hält, ist angestrichen.

Weiter möchte ich Ihnen mitteilen, daß er einen Palisanderflügel von Breitkopf (Breitkopf u. Härtel) um 1840 für 200 M erhältlich, Ihnen anbietet. Er soll recht gut sein. H. P. [Herr Professor Helmut Schultz] kann fürs Institut nicht das Geld bekommen. Ich habe ihm gesagt, daß Sie doch mit dem Raum knapp sind, meint er ob Sie doch irgend wie Verwendung hätten.

Von dem Hackbrett bin ich weniger erbaut, es hat reichlich Größe und meine ich für Halle doch etwas älteres zu wählen. Es kommt doch wohl hier lediglich ein Schaustück in frage denn wer soll ich dort als Hackbrettkünstler ausbilden. [Notiz am Rand von zweiter Hand "Rohr [unleserl.]"]

Da haben Sie mir aber eine reiche Sendung zu gedacht und bitte das Organumklavier vorläufig noch an seinem alten Platz zu lassen, bis ich das Clavichord wieder heraus habe. Für einen Resonanzboden habe ich noch Holz.

Wenn der Giraffenflgl hält wäre sehr nett, wollen Sie ihn dann noch schwächer beziehen lassen?

Gestern kam die 7 saitige Gambe. Ich bin nicht enttäuscht, denn wie Sie wissen vermutete ich nichts Gutes. Befund: Am Halsansatz ist die Zargenhöhe rechtwinkelich gemessen 6,2 cm, dabei die Decke 32 mm kürzer als der Boden, also die Zarge nach der Decke zu schräg. Dieserhalb ist der Halsansatz unten angeflickt.

[Skizze] *

Das Instrument hatte sicher früher die spitzauslaufende Gambenform, die Umarbeitung ist an der Decke deutlich sichtbar, welche mindestens 7 cm länger war. Somit erklärt sich auch die kurze Mensur, schließlich war der Hals früher auch länger.

Die Zargenhöhe ist unter 13,5 cm, an der Ecke wo die schräge beginnt 12,5 cm und am Hals 6.2. Außergewöhnlich viel abgedacht, kommt durch den Flick. Der Wirbelkasten an sich nicht schlecht aber angesetzt. Die Docke ist ringsum an der Zarge gefüttert (verdoppelt) ebenso in rechten C Loch (Diskant) sieht man nach der Mitte zu eine Fütterung von gleicher Stärke wie die Decke.

* Durch die schräge Zargendrehung hat man an der Deckenseite von der Zarge abschneiden müssen, dieserhalb die niedere Höhe.

Ich habe das Unikum wieder gut verpakt und erwarte Ihren Bescheid wohin die Sendung geht.

Mit herzlichen Grüßen // Ihr ergebener // Otto Marx

Bitte Grüße an Frl. Luise."