"Lieber Meister Kirkpatrick!
Wie sehr erfreut war ich gestern früh, als mir die Post Ihr neues Scarlatti-Buch brachte! Haben Sie vielen herzlichen Dank für die so liebe Erinnerung und für Ihre freundschaftliche Widmung. Ich werde das Buch mit Vergnügen studieren und so oft ich es in die Hand nehme, denke ich an meinen alten Freund Kirkpatrick, eine Freundschaft, die nun bald 25 Jahre besteht. Also nochmals tausend Dank und meine volle Anerkennung für diese grossartige literarische Leistung, die ein Ergebnis mühevollster Studien sein muss.
Ich frug bei Ihnen an, ob ich Ihnen mit der neuen Ausgabe von Couperin L'Art de toucher le clavicin eine Freude machen kann. Da ich annehme, dass Sie sie sehr interessiert, sende ich sie Ihnen mit gleicher Post als Drucksache. Fräulein Epstein sandte ich bereits ebenfalls ein Exemplar.
Wie sehr bedauern wir alle, dass Sie schon so lange nicht mehr nach Deutschland kamen. Hoffentlich haben wir doch in Bälde wieder das Vergnügen, Ihrem so herrlichen Spiel zu lauschen.
Es wird Sie sicher interessieren, dass wir für die Schola Cantorum in Basel eine Ruckers-Copie bauten nach dem 2-manualigen Ruckers der Berliner Sammlung, das zwei 8' und einen 4' hat und eine Laute. Der eine 8' hat zwei Anreissstellen. Dieses Instrument, sowie ein gleiches Exemplar für den Freiburger Cembalisten, Herrn Prof. Fritz Neumeyer, baute mein Mitarbeiter, Herr Martin Scholz, der einige Jahre bei Hartmann in Berlin arbeitete. Diese Instrumente sind für die Wiedergabe der Musik des 17. bis 18. Jahrhunderts sehr geeignet und reine kunsthandwerklich meisterliche Handarbeit.
Meister Otto Marx aus Leipzig arbeitet nun bei mir schon über 1 1/2 Jahre und steht im 83. Lebensjahr. Derzeit restauriert er ein 2-manualiges Ruckers mit ähnlicher Disposition, das einem rheinischen Aristokraten gehört. Herr Scholz baute auch mehrere reizende Clavichorde, die tonlich sicher auch Ihr Entzücken gefunden hätten.
So sehen Sie, dass sich im Hause Rück immer noch allerhand auf dem Gebiete historischer Instrumente tut und mein alter Freund, Herr Karl Maendler-München, baut mit seinen 80 Jahren auch noch rüstig schöne Cembali und hat allerhand Aufträge aus USA.
Ich drücke Ihnen mit herzlichem Dank die Hand zum Gruss und Fräulein Luise, wie auch Herr Marx, schliessen sich meinen Grüssen an.
Damit verbleibt, wie immer, // Ihr".