NL Rück, I, C-0448

Handschriftl. Notiz "Kirckpatrick [recte: Kirkpatrick]".

 

"Abschrift 'Die Tát' Zürich vom 30. Juni 1947

Schweizerische Musikforschende Gesellschaft

Die Ortsgruppe Zürich der schweizerischen Musikforschenden Gesellschaft hielt unterm Vorsitz ihres Präsidenten Prof. E.-A. [recte: A.-E.] Cherbuliez am 26. Juni im Lesesaal des Landesmuseums ihre diesjährige Generalversammlung ab. Anschliessend an den geschäftlichen Teil veranstaltete Prof. Cherbuliez eine kurze Führung durch die Instrumentensammlung des Landesmuseums. Zu den interessantesten Stücken gehören die kunstvoll verzierten und bemalten Hausorgeln, deren älteste von 1785 aus dem Appenzell nicht spielbar ist, während auf der Toggenburger Hausorgel von 1811 wenigstens noch einige sehr weiche Töne zu hören sind. Wesentlich schärfer klingt die Schnarr-Orgel mit dem 'Bibel-Regal'. Das wie eine Bibel aussehende Kästchen entpuppt sich auseinandergefaltet als zwei Blasebälge, die mit dem Tastwerk verbunden werden können. 'Schnarrwerk-Narrwerk' schrieb später der enttäuschte Erfinder. Auch eine kleine Tragorgel steht da, ein Tafelklavier aus Mozarts Zeit und ein Klavichord, auf dem man die in 18. Jahrhundert so beliebte nachschwingende 'Bebung' der Saiten hervorbringen konnte. Hinter Glas und Rahmen sind alle die Klapphörner, Trompeten, Oboen und Schalmeien, die Zithern verschiedenster Art aufbewahrt, ebenso ein Trumscheit, auch Nonnengeige genannt, mit nur einer Saite und verschiebbarem Steg, und in einer Ecke stehen einige riesige Aphörner. In der kleinen 'Kapelle' befindet sich eine Kastenorgel aus dem Frauenkloster St. Scolastika in Rorschach aus dem 17. Jahrhundert, auf der Prof. Cherbuliez zum Abschluss einige alte Melodien spielte, u.a. einen Tanz aus dem Simmental, als Beweis, dass man damals das Spielen weltlicher Stücke nicht als Profanierung der Orgel empfand. // vs.

 

Sonatenabend Bach / Mozart.

Aus den USA. sind in letzter Zeit die verschiedenartigsten Künstler zu uns gekommen als Vertreter der heutigen hochstehenden Musikkultur Amerikas. Bei Alexander Schneider (Violine) und Ralph Kirkpatrick( Cembalo), die am 6. Juni im Zunfthaus "Zur Meise" ein Konzert mit Sonaten von Bach und Mozart gaben, hatte man gute europäische Tradition vor sich, eine gepflegte Kammermusik, wie sie hierzulande anfängt, selten zu werden. Zwei gleichwertige Künstler fanden sich hier zusammen, die in der Verschiedenheit ihres Temperamentes sich zu einer beglückenden Einheit des Musizierens ergänzen. Blühend warmer Ton zeichnet den Geiger aus, sichere Bogenführung, die jede dynamische Steigerung ohne Härte zu entfalten vermag und selbs[t] den leichtesten Springbogen nicht spitz werden lässt. Das aus dem Besitz von Busoni stammende Cembalo von Ralph Patrick hat trotz der Zierlichkeit seines Baus einen vollen, festlichen Klang, der fein nuanciert werden kann und den Ton der Geige silbern ergänzt, ohne ihn je zu überschatten. So waren vor allem für Mozart die idealen Voraussetzungen geschaffen; die Sonaten in C-dur (KV 296) und D-dur (KV 306) erklangen in echter Musizierfreudigkeit, voll Humor und Verve in den schnellen Sätzen und mit inniger Einfachheit in den langsamen Mittelteilen. Aber auch den konzertanten Sonaten in E-dur und in c-moll von Bach waren die beiden Künstler lebendig gestaltende Interpreten. Mochte bei beiden Sonaten das Tempo der Schluss-Sätze auf Kosten der dynamischen Differenzierung überhastet sein, fesselten doch die rhythmische Straffheit und die überlegene geistige Durchdringung. Deutlich spürte man wieder, wieviel mehr Kammermusik im kleineren Raum ihre intime Wirkung auszustrahlen vermag. Vielleicht haben die Künstler das selbst empfunden, und der warme Beifall entschädigte sie für den spärlichen Besuch. // vs."

Datum
1947,06,30
Erwähnte Objekte
Orgelpositiv
Tasteninstrumente
erwähnt als
Bestandsobjekt(e)
Orgelpositiv
Tasteninstrumente
erwähnt als
Bestandsobjekt(e)
Orgelpositiv
Tasteninstrumente
erwähnt als
Bestandsobjekt(e)
Orgelpositiv
Tasteninstrumente
erwähnt als
Bestandsobjekt(e)
erwähnte Institutionen