"Lieber Herr Kirkpatrick!
Ihr Brief vom 29. Mai d.J. erreichte mich und ich freute mich sehr, wieder von Ihnen hören zu dürfen. Sie werden inzwischen längst in Rom angekommen sein und ich wünsche Ihrer Scarlatti-Arbeit recht gute Fortschritte!
Sie waren so lieb, mir in Ihrem Brief die Kondor-Kiele aus Paris anzukündigen, aber bis dato sind diese Kiele nicht bei mir eingetroffen, weshalb ich heute so frei bin, Sie freundschaftlich nochmals darum zu bitten.
Inzwischen ist ein altes Clavichord aus dem letzten Drittel des 18. Jhrh. durch Herrn Marx restauriert worden und zwar recht glücklich, sodass ich annehmen könnte, dass es auch Ihnen tonlich gefallen würde.
Das rosa gestrichene Befinger-Clavichord [recte: Geßinger, MIR1055], das Ihnen damals in Erlangen gut gefiel, aber aberziemlich [sic!] starke klappernde Nebengeräusch aufwies, wurde inzwischen durch meinen neuen Techniker, Herrn Scholz, begutachtet und bis Sie wieder kommen, wird es so in Ordnung gebracht, dass es geräuschlos funktioniert. Vielleicht können wir dann bei Ihrem nächsten Deutschland-Besuch im Sender Nürnberg, der inzwischen eröffnet wurde, Ihr meisterhaftes Spiel auf Magnetophonband aufnehmen lassen.
Mir geht es gesundheitlich soweit gut, ebenso Frl. Luise und Herrn Haid. Ich möchte gleiches von Ihnen hoffen und wünschen. Wahrscheinlich werden auch Sie, mehr wie wir, unter der tropischen Hitze gelitten haben.
Interessante Literatur über Cembalo oder Clavichord ist inzwischen nicht veröffentlicht worden. Das Buch von Phil. Em. Bach, Ueber die wahre Art, das Klavier zu spielen, besitzen Sie doch sicher? Wenn nicht, würde ich mich bemühen, es Ihnen zu beschaffen.
An Herrn Winternitz vom Metropolitan-Museum schrieb ich einen sehr netten Brief unter Bezugnahme auf Sie am 4. Mai d.J.. Ich bot ihm darin die Arbeiten Steglichs über den Mozart-Flügel, über Cembalo und Clavichord an und meine Bereitschaft, in museal-freundschaftliche Verbindung mit dem Metropolitan-Museum zu treten. Leider bekam ich von Herrn Winternitz keine Zeile Rückantwort. Ich darf Sie wohl bitten, einmal, wenn Sie wieder in New York sind, mit ihm zu sprechen, ob er an einer musealen Verbindung mit mir Interesse hat oder nicht. Ich möchte mich nicht aufdrängen und sehe deshalb von einem zweiten Brief ab, bis Ihre freundliche Antwort hier ist.
Feiern Sie noch schöne römische Tage und seien Sie inzwischen vom ganzen Haus herzlichst begrüsst // durch Ihren".