"Mein lieber Herr Kirkpatrick!
Mit grösster Freude kam vor wenigen Tagen ein solch liebevoll zusammengestelltes, nahrhaftes Paket an mich in bester Verfassung und herrlich verpackt als Geschenk von Ihnen an. Ich danke Ihnen aufs allerherzlichste für Ihre so liebe und treue Fürsorge. Dass ich das Gesandte recht gut brauchen kann, brauche ich Ihnen ja nicht zu versichern, denn jede Hilfe ist uns immer noch im armen, ausgehungerten Deutschland von grösstem Werte, wenn auch die Ernährungsverhältnisse allmählich nach und nach besser werden. Sie haben mir damit wieder eine grosse Freude bereitet und ich danke Ihnen aufs herzlichste!
Desweiteren danke ich Ihn[e]n bestens für Ihren lieben Brief vom 16.d.M. per Luftpost. Ihre Nachrichten waren mir äusserst interessant und ich bewundere Sie ob Ihrer Vitalität, Tatkraft, künstlerischen und literarischen Leistung. Selbstverständlich besorge ich Ihnen mit Freude das Buch von Eta Harich-Schneider und lasse dieses als eingeschriebene Drucksache an Sie nach New York senden.
Dass Sie mir das Buch von Harding abtreten, ist direkt rührend und Sie wollen dafür meinen herzlichen Dank schon im voraus entgegennehmen. Ferner auch dafür, dass Sie sich so lieb bemühen, mir die kleine Broschüre aus dem Museum of Fine Arts in Boston zu beschaffen und den Katalog der Stearns-Collection.
Weiter sende ich Ihnen als eingeschriebene Drucksache die Broschüre von Hans Neupert über das Clavichord, die soeben erschien, da sie manches Interessante und Aufschlussreiche enthält, was auch mir nicht bekannt war und Sie sicher interessiert. Insbesondere ist die Literatur über Clavichord in zahlreichen Vermerkungen aufgeführt.
Nur der Ordnung halber darf ich anfügen, dass die Saphir-Nadeln Ihrem lieben Brief nicht beigelegen haben. Es geht Ihnen da wie mir: man unterschreibt den Brief und vergisst die Beilage.
Nun muss ich Sie noch um einen Rat bitten: können diese Saphir-Handeln in jede beliebige Schalldose eingebaut werden oder braucht man auch noch dazu eine Schalldose? Wenn ja, müsste ich Sie ganz gelegentlich auch um eine solche bitten.
Gesundheitlich geht es mir wieder ganz zufriedenstellend. Auf ärztliches Anraten gehe ich vor ober nach Ostern wieder auf vier Wochen ins Bayer. Gebirge nach Ruhpolding. Leider kann ich noch nicht nach meinem geliebten Salzburg fahren, weil die Grenze immer noch verschlossen ist. Kommen Sie nicht zu den Festspielen nach Salzburg?
Es ist rührend, dass Sie mir die Kiele aus Paris besorgen werden. Wenn Sie nach Paris kommen, bitte ich Sie, meine persönlichen Grüsse zu übermitteln an Frau Roesgen Champion. Sie ist ausübende Pianistin und spielt viel alte Musik, besitzt auch historische Instrumente, darunter Cembali. Ich glaube, dass Sie sich sehr freuen würden, ihre Bekanntschaft zu machen, wenn Sie die Dame nicht schon kennen. Sie ist geborene Schweizerin und ihr Mann grosser Briefmarkenhändler. Auch komponiert sie für Klavier.
Nun hätte ich auch für Paris ein Anliegen literarischer Natur. Dort erschien das unten verzeichnete Buch, das natürlich bei mir auch verbrannte. Wenn es Ihnen möglich wäre, mir dieses zu beschaffen, wären Sie meines grössten Dankes versichert, da es mir in Deutschland unmöglich ist, es zu bekommen.
Nun bäte ich Sie noch um Mitteilung, wie der geborene Wiener Herr heisst, der die Sammlung des Metropolitan-Museums heute betreut. Sie gaben mir die Adresse im Krankenhaus, aber ich finde sie nicht mehr. Ich möchte ihm gerne unsere Broschüre 'Mozarts Flügel klingt wieder' zusenden.
Frl. Luise hat sich sehr über Ihre lieben Grüsse gefreut und hat gestrahlt übers ganz[e] Gesicht, wie all die schönen Dinge aus Ihrem Paket hervorkamen.
Haben Sie nochmals herzlichen Dank und seien Sie mit einem warmen Händedruck aufs beste gegrüsst von // Ihrem alten und getreuen".