NL Rück, I, C-0873i

"Lieber Herr Prof. Steglich! Ich danke Ihnen herzlichst für Ihren persl. gebrachten Brief, leider fuhr ich 8.50 nach Petersaurach u. traf Sie nicht, und heute zu fahren war mir nicht mehr möglich aus Zeitmangel. Deshalb in Kürze folgendes: An und für sich erscheint mir Ihr Pro[jekt] m.d. Lichtspieltheater gut, aber dabei sind doch allerhand Probleme zu prüfen: 1. Wohin mit der Bestuhlung? 2. Wer betreut den Raum, vor allem gegen Diebstahl und Einbruch, denn wenn es publik wird, dass die wertvolle Sammlung da drinnen ist, wächst die Gefahr stark an! 3. Ist der Raum an sich dagegen gesichert? Entsprechend durch feste Türen und Fenster? 4. Ist er trocken, nicht muffig[? 5]. Bei Führungen u. Konzerten muss ja auch eine Art Portier und Aufsicht anwesend sein, auch eine Garderobe im Winter, falls er heizbar ist. Und wo soll das Heizmaterial herkommen? Es wäre natürlich sehr verlockend, mit den Instrumenten zu konzertieren, aber das müsste doch wohl in dem Saal geschehen, denn im ungeheizten Raum stehend und dann in einen geheizten verbracht, schwitzen die Instrumente und rosten unheimlich: leider liegen da schon Erfahrungen bei uns vor! Insoferne wäre natr. eine Fabrik vorzuziehen, in deren Raum allerdings wiederum kein Konzert stattfinden könnte. 6. die Miete müsste natrl. klein sein, denn ev. Eintrittsgelder gehen auf die jeweiligen Stimmungen darauf, die früher honoris causa im Haus bei mir so [?] drein gingen, heute aber müsste der Techniker immer eigens nach Erlangen. Und da entstehen leider Kosten, die ich irgendwie amortisieren müsste, nachdem ja das Geschäft ohne Verkaufsumsatz ist. -- Ich war gestern, d.h. Samstag, in zell: Raum nur 45 qm, kaum ausre[ichend] evtl. 2 Nebenräume dazu für ein paar Flügelaufstellen erhältlich. Räume ganz erstklassig, Dampfbeheizt, Fließwasser, Doppelfenster (1929 gebaut!), ff. Linoleumboden (leider! empfindlich), Miete dürfte kaum ins Gewicht fallen, nette Schwestern: soweit alles gut, aber Begräbnis 1. Klasse!, denn um nach und von Zell zu kommen, war ich 9 Stunden auf der Bahn gesessen! Da ist ein Arbeiten dort mit erheblichem Zeitverlust verbunden, praktisch unmöglich, es kann sich nur um reine Magazinierung, diese allerdings ganz erstklassig!, handeln. - Nun nochmals Erlangen: Man müsste vorher auch mit Troche sprechen, der natrl. Wert darauf legt, später die Sammlung oder Teile ins GERMMUS zu bekommen und sich in 1. Linie eben deswegen auch bemüht, sie bei den Amis frei zu bekommen! Ich könnte also eine Zusage in einen städt. Raum nach Erlangen ohne mit Troche gesprochen zu haben, nicht gut auf den 1ten Hieb machen. Immerhin bin ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie, bis ich aus München zurückkomme, alle die oben angeschnittenen Punkte klären könnten. Denn es kann sein, dass mir die Münchener Zentralsammelstelle nur noch einen sehr kurzen Termin stellt, weil auch Uiberacker auf Abholen drängt. Ntrl. könnte man auch in Zell magazinieren u. später erst ausgewählt aufstellen an and. Orte. Soviel für heute, evtl. wenn Sie die Firma brauchen, sprechen Sie mit Haid, der täglich ab 1730 im Geschäft, tagsüber Tristanstr. 5 Bau Traudr zu finden ist. Vielen Dank und herzlichste Grüsse Ihres // Rück".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1946,06,10
Schreibort
Nürnberg
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Neuaufstellung
erwähnt im Zusammenhang
Kriegsfolgen
erwähnt im Zusammenhang
Neuaufstellung
erwähnt im Zusammenhang
Verhandlung