NL Rück, I, C-0873e

"Lieber Herr Professor,

viellieben Dank für Ihren Eilbrief vom 11ten, der mich grad noch vor der Abreise hierher erreichte, und für Ihre guten Wünsche. Die Erholung habe ich schon lange nicht mehr so notwendig gebraucht, wie jetzt.

Halle kündigte ich, zugleich mit der Rechnung, Ihre Kartensendung an, bemerkte aber, es sei möglich, dass sie erst nach Weihnachten einlaufen könnte, falls Sie sie mir noch zeigen wollen (Zeitgewinn für Sie). Koch schrieb, soviel er feststellen konnte, seien die Instrumente gut angekommen. Eine offizielle Bestellung kam mir bisher nicht unter, aber ich sandte ihm vorgestern die Rechnung.

Nun zu Ihrem Erlanger einen Geschäftsfreund: wir haben zwar in Nürnberg mit Papierhandlung Mandel eine alte Beziehung, die aber auf 1914 zurückgeht und ohne weiteres aufgehoben werden kann. Wir sind also gerne bereit, ein Gegengeschäft mit Ihrem Klienten zu machen, und wir schlagen vor, dass wir zwanzig Prozent des Kaufpreises in Waren von ihm, nach und nach, abnehmen wollen. Aber wir unterztützen ihn auch nach der Abnahme von 20 % weiterhin als seinen Kunden, wie es bei uns Geschäftsprinzip ist. Ich schlage einstweilen diese 20% vor, schreibe aber gleichzeitig an Hr. Haid, ob dieser eventuell noch weitere Möglichkeiten sieht, wie wir eventuell noch entgegenkommen könnten, falls Hr. Haid noch etwas ausbaldowern kann. Bitte fragen Sie Ihren Klienten, ob er eine Neigungs-Briefwage, wie sie die Post jetzt offiziell benützt, besorgen kann, wenn ja, möge er uns Angebote darin machen, falls es zum Klavierkaufe kommt. Ferner frage ich bei Haid an, ob unsere Kalenderbestellungen schon getätigt sind, ich glaube kaum, dann kommen gleich auch diese, etc.. Ich kann natrl. im Moment nicht alles anführ[en], aber es ergibt sich im Laufe des Jahres bei uns allerhand Bedarf an Büromaterialien aller Art. Somit würde mich freuen, wenn Sie auf dieser Basis den Kauf anschliessen könnten. Wir haben ja genug Auswahl in Kleinklavieren, wie wärs mit einem Blüthner? Dies wäre uns recht feil, da wir deren zweie noch auf Lager haben, und es überdies nicht mehr fabriziert wird b.a.w.. Also bitte, sprechen Sie auch baldigst noch mit Haid, der eine Copie dieser Zeilen von mir gleichzeitig erhält. Dann alles Glück für die beiden Geschäfte!!

In Ihrer Reportage für die Sammlung bitten wir, wenn geeignet noch einzufügen: wir erwarben ganz billig hier eine alte Z[eh]ntglocke aus dem Pustertale Bruneck, uraltes deutsches Kulturgut, eine 16 cm grosse Rollschelle [MIR553], die zum Einheben des Zehnten im Mittelalter geläutet wurde, wenn der Herr vom damaligen Finanzamt durch die Gassen zog, sie ist ganz kupfergrün oxydiert, aus Bronze und hat einen winzig engen, aber sehr breiten Spalt. Eine ganz interessante und seltene Erwerbung, die evtl. für die Reportage sehr hübsch ist.

Falls noch weitere Mitteilungen: unsere Adresse für diese Woche ist ab morgen Venezia, Hotel Unioner, Lista del Spagna.

Mit vielen herzlichen Grüssen sind wir // Ihre getreuen Brüder"

 

Lieber Herr Haid, Steglich schrieb beiligenden Brief, ananbei meine Antwort. Das Erlanger Geschäft ist erstklassig. Ich denke früher oder später eine geräuschlose Continental zu kaufen fürs Geschäft, weil das Geklapper bei der Unterhaltung mit Geschäfsfreunden sehr stört. Und wenn er eine solche liefern kann, könnte man ihm diesen Gegenauftrag geben. Die Silenta hat die Kinderkrankheiten jetzt hinter sich so dass man sie jetzt kaufen kann. Nachdem wir bei Baum u.H. erst eine kleine Conti kauften, haben wir unsere Verpflichtung dort erfüllt. Ich weiss nur nicht, ob der Erlanger davon etwas hat! Eine andere als Silenta kommt gar nicht in Frage, denn Klapperer haben wir mehr als genug schon. Alle Kalender für Techniker etc. kann man ihm bestellen, die Pultumlegekal. sind m.W. schon bestellt, aber es fällt ja genug anderes im Lauf des Jahres an, so dass man auch über 20 % ohne weiteres gehen kann. Rufen Sie Steglich am Mittwoch im Kons[ervatorium] an und bestellen Sie ihn zu sich, dann können Sies besprechen, denn über KonsTelefon kann mans nicht ausmachen. Ich möchte, dass er das Geschäft macht und uns beisst es bestimmt auch nicht. Lang oder N. würden das ohne weiteres machen. -- Frdl. Dank für Brief vom 9ten, der uns sehr freute, insbesd. dass Geschäft doch etwas ging. Zu den 2 ersten Zähnchen gratulieren wir! Wir fahren heute Dienstag hier ab nach Bozen, ab dort Mittwoch direkt Venedig, Hotel Unione, Lista del Spagna. Zeitungen nicht mehr senden. -- Borte von Arold gehört: die 4 Meter an Maendler, der kleinere Abschnitt uns. Käser soll mir postwendend berichten, ob er das Leder für Marx in Nbg bekam da ichs sonst anderweitig beschaffen muss, denn Marx brauchts dringend jetzt, sonst kann er nicht mehr weiter machen. Viele herzliche Grüsse Ihrer Brüder // [handschriftl.] Rück".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1938,12,13
Schreibort
Bozen
Erwähnte Objekte
erwähnt als
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erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Ankauf Musikinstrument(e)
Versand
erwähnt im Zusammenhang
Verkauf Musikinstrument(e)
Verzeichnis
Berichterstattung
erwähnt im Zusammenhang
Geschäft
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Ankauf Musikinstrument(e)
Involviertes Objekt
Rollschelle
Involvierte Person
Bruneck
1938,12,13