"Liebe Herren Rück,
zum neuen Jahr meine herzlichsten Wünsche! Möge es Ihnen, lieber Herr Doktor, zunächst die völlige Gesundung bringen und Sie sowie Sie, lieber Herr Rück, vor weiteren solchen Krankheitsfällen und sonstigen Unannehmlichkeiten bewahren. Hoffentlich ist die Besserung inzwischen so vorgeschritten, auch die Zahnbehandlung, daß Sie nun in günstigeren Gefilden einen erquicklichen Erholungsaufenthalt anschließen können.
Für Ihre Weihnachtspräsente meinen herzlichsten Dank! Der alkoholische Teil hat sehr gut geschmeckt und wird das auch weiterhin noch tun, denn er ist noch keineswegs ganz verso- Verzeihung, ausgetrunken. Der papierene Teil war mir nicht weniger willkommen. Er wäre wohl in ein eßbares Federvieh umgesetzt worden, wenn ein solches hier für die Feiertage zu haben gewesen wäre. So wird er in andrer Weise nicht weniger nutzbringend angewendet.
Dieser Tage hatte ich an Peter Raabe, den Reichsmusikkammerpräsidenten, einen Brief geschrieben, weil er in einem Beitrag zur Fest-Schrift für Fritz Steins 60. Geburtstag behauptet hatte: 'Hätte Bach den modernen Flügel gekannt, so würde er nicht darauf bestanden haben, daß seine Werke durchaus auf den unvollkommenen Instrumenten gespielt würden, die der Konstruktion dieses Flügels vorangegangen sind.' Ich habe die Mozartflügel-Broschüre [Steglich 1937] beigelegt und ihn eingeladen, doch einmal die Nürnberger historischen Instrumentenschätze anzusehen, ich möchte sie ihm gar zu gern einmal vorführen. Darauf hat er postwendend sehr liebenswürdig geantwortet: er würde Gebrauch davon machen, sobald er einmal in hiesige Gegend käme. Ich wünschte nur, er ließe nicht so lange auf sich warten und Sie selber wären dann da, wenn er auftaucht. Denn Raabe ist sonst ein ganz famoser alter Herr, und es wäre wichtig, ihn einmal Ihre Hauptstücke wenigstens praktisch vorzuführen. Hoffen wir also das Beste!
Ich habe die ganzen Ferien fleißigst für Halle gearbeitet!
Mit herzlichsten Grüßen und Wünschen - hoffentlich dauert es nicht mehr gar so lange, bis man Sie hier wiedersieht! -
Ihr // [handschriftl.] RudolfSteglich."