NL Rück, I, C-0873f

"Liebe Herren Rück,

Daß Sie, lieber Herr Dr., so schwer krank waren und immer noch nicht ganz wiederhergestellt, wie ich jetzt durch die Postkarte erfahre, hatte ich allerdings nicht geahnt. Nachdem Sie dazumal von Ihrer bevorstehenden Rückkehr schrieben, hatte ich Sie nun bald zurückerwartet. Einmal hatte ich dann auf der Tafelfeldstraße vorgesprochen, und da erfuhr ich wohl, daß Sie wegen einer Erkrankung noch nicht zurück seien, aber daß es so schlimm war, wußte ich nicht. Jetzt wird es nun hoffentlich möglichst schnell wieder bergauf gehen. Alle guten Wünsche dazu! Hoffentlich verschwinden zunächst vor allem die Schmerzen!

Und hoffentlich sind wenigstens Sie, lieber Herr Rück, verschont geblieben von gesundheitlichen Unanehmlichkeiten, die einen in dieser Jahreszeit leicht überfallen. Haben Sie für Ihre Karte vielen Dank!

In diesen letzten Monaten habe ich heftig geschuftet. Die Opernübersetzung und -einrichtung des 1. Aktes für Halle ist denn auch termingemäß zum 15. Nov. fertig geworden.

Ein andres kleines Oper, das mich im Sommer und Herbst beschäftigte, ist sogar schon im Druck herausgekommen. [Anm.] Ich dediziere es Ihnen hiermit zu wohlgeneigter Lektüre! Bei alledem ist das Semester im vollen Gange. Jetzt wird sogar das Kollegienhaus wieder eingeräumt. Also auch mein Seminar mit den Instrumenten. Ansonsten aber geht der Krieg gegen den Waltherräuber natürlich weiter. [Hiermit ist die einstige Problematik der Zuschreibung des sogenannten Mozart-Flügels gemeint; nach Robert Maria Haas und Erich Fiala sei der Flügel nicht von Anton Walter gebaut.]

Damit der Brief bald zur Post kommt, schreibe ich gleich in der Univ.-Bibliothek im Dozentenzimmer und befördere ihn samt dem besagten Büchlein gleich weiter. Daher keine Schreibmaschine. ich bitte die Krakelei zu entschuldigen! Man ist gar nicht mehr gewöhnt, so viel mit der Hand zu schreiben!

Nochmals: Schnelle, gründliche Genesung und herzliche Grüße Ihnen beiden! // Ihr // Steglich".

[Anm.] "Nur die Gelder sind in beiden Fällen noch nicht eingetroffen. Daher war der November ein ziemlich knapper Monat."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1939,11,30
Schreibort
Erlangen
Erwähnte Objekte
Hammerflügel
Tasteninstrumente