"Liebe Herren Rück,
vielen Dank für Ihren Brief. Aus ihm und vor allem auch aus der Beilage für Herrn Prof. Hauck ersah ich leider, was Sie, lieber Herr Dr., auszustehen gehabt haben, und was für eine schlimme Zeit das auch für Sie, lieber Herr Rück, gewesen ist. Hoffentlich geht nun die Besserung doch schneller vor sich und verschwinden vor allem auch die Schmerzen bald gänzlich. Daß Sie von diesem Unheil auch gerade unterwegs befallen werden mußten! In Nürnberg hätten Sie gewiß schon in puncto Verpflegung es wesentlich besser gehabt als in Wien. Aber es nützt nichts, sich nachträglich über solche Dinge Gedanken zu machen. Irgendwelche Depressionen sind sowie so dazu da, um überwunden zu werden. Packen Sie solche, wann und wo sie etwa auftauchen wollen, sofort beim Gnack und werfen Sie sie zum Fenster hinaus! Dann geht es um so fixer, bis Sie beide gesund und munter wieder in die Tafelfeldstraße einziehen!
Nach Erhalt Ihres Briefes habe ich sofort Herrn Prof. Hauck telefonisch angerufen, um eine Zeit für die Überreichung der Briefes auszumachen. Da er aber an diesem Tage allerlei anderes um die Ohren hatte, bat er mich, ihm den Brief durch die Post zuzusenden. Und als ich erwiderte, Sie hätten ihn ja gerade dadurch vom Wiederschreiben entlasten wollen, da ich Ihnen dann seinen mündlichen Bescheid mitteilte, versicherte er, daß er selber gern gleich direkt an Sie schreiben würde, was er zu Ihren Darlegungen zu sagen hat. So hoffe ich, daß Sie auch so möglichst bald Antwort von ihm erhalten.
Die beiden Briefpapierkassetten für die Siegelsbuben werde ich gern besorgen und in der Tafelfeldstraße abgeben. Was die meiner Frau zugedachte betrifft, so möchte ich aber lieber auf die Besorgung verzichten, denn wie ich mich vom Vorjahr noch lebhaft erinnere, würde irgend etwas anderes friedlicher aufgenommen als gerade das.
Den 'Führer durch die Sonderschau: Klaviere aus fünf Jahrhunderten' hat mir Herr Dr. Klapsia vor einiger Seit geschickt. Wenn Sie denselben meinen, so danke ich also für die gute Absicht der Besorgung und möchte Sie nicht weiter bemühen. Meinen Sie aber einen andern Katalog, etwa von dem kunsthistorischen Museum oder seinen Instrumentenschätzen überhaupt, so wäre ich Ihnen selbstverständlich für die Besorgung sehr dankbar. Das muß übrigens wirklich eine schon durch die Räume, in denen sie untergebracht ist, außerordentlich sehenswerte Ausstellung sein. Ob die Instrumente freilich auch so schön und sachgemäß wieder spielbar gemacht sind, ist wohl eine andere Frage.
Daß nun das Kollegienhaus und auch mein Institut wieder eingeräumt wird, schrieb ich wohl schon. Im neuen Jahre sollen dann auch wieder regelmäßig Aufführungen stattfinden, gesichert durch KdF.
Mit den besten Wünschen für baldige, schnelle, gründliche Genesung und herzlichen Grüßen // Ihr // [handschriftl.] Steglich."