"Sehr geehrter Herr Doktor,

Verzeihen Sie bitte die Verspätung, mit der ich Ihre Karte beantworte.

Leider kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, in welchem zeitgenössischen Werk das Buch von Erhardt [Erhard 1795] erwähnt wird.

Es kommt aber auch bei Becker (Systematisch-chronologische Darstellung der musikalischen Literatur. Lpz. 1836) Bd I Seite [=Spalte] 257 vor.

Schreiben Sie mir bitte, welche Gebiete Sie besonders interessieren: bei meinen Clavichordforschungen stoße ich oft auf viele Sachen, die nicht direkt in mein Spezialgebiet gehören und die ich dann natürlich nicht genügend beachte.

Ich könnte aber dabei für Sie Notitzen machen.

Unlängst habe ich eine Broschüre entdeckt, die ein Unikum ist.

Sie ist in einem Katalog oder Quellenlexikon erwähnt, befindet sich in der Württ.[embergischen] Landesbibliothek, Stuttgart, und trägt den Titel: 'Neu erfundenes Clavier ....['] Stuttgart 1699 [v]on Michael Bulyowszky de Dulycz[.]

In ihr wird ein Klavier beschrieben, das ein terrassenförmige Klaviatur besitzt (die Tasten sind von gleicher Form und Größe, unterscheiden sich nur durch Farbe), also - natürlich nur rein äußerlich - wie ein Jankó-Klavier aussieht.

Auch das Werk: 'Fünffaches, vollständiges Transponier-Clavier. Durlach (1711) von demselben Verfasser ist in der Stuttgarter Bibliothek vorhanden.

Wann ich nach Nürnberg komme, weiß ich noch nicht, auf alle Fälle bin ich aber auf Ihre Sammlung sehr gespannt.

Besitzen Sie auch spielbare Clavichorde?

In Nürnberg will ich übrigens auch Nachforschungen nach den Werken des Clavichordkomponisten Leffloth machen, der sicher ein Nachkomme des Organisten Leffloth in Nürnberg war († 1733).

Zum Schluß möchte ich Ihnen nochmals meine Hilfe im Auffinden der Sie interessierenden Werke anbieten, und grüße Sie bestens als // Ihr stets ergebener // A. Kreutz

P.S. Das Interesse für alte Instrumente scheint beim Publikum nicht ganz erloschen zu sein: meinen letzten Clavichordaben[d], dessen Programm ich beilege, mußte ich wiederholen (!). // AK."