NL Rück, I, C-0543

Abschrift eines Briefes von Karl Lütge an den Lüneburger Hochschullehrer Heinrich Spitta. Den Originaldurchschlag hatte Rück für seine Unterlagen abschreiben lassen und am 14. Juni 1956 an Lütge zurückgesandt.

Lütge bittet Heinrich Spitta um Auskunft zur Überlieferung von Klavichorden der Werkstatt Johann Heinrich Silbermanns. Das von Lütge an Rück verkaufte Instrument MIR1061 war baugleich mit zwei weiteren Instrumenten der Berliner Hochschule, die in der Sammlung alter Musikinstrumente aufbewahrt wurden. Diese Instrumente hatte der Bach-Forscher Philipp Spitta der Sammlung gestiftet und Lütge möchte nun wissen, woher er diese erhalten hatte. Eine Vermutung wäre, dass sein Bruder Friedrich Spitta, Theologe an der Universität Straßburg und Vater des Briefadressaten, diese im Elsass gefunden und nach Berlin geschickt hatte, eine andere Vermutung Lütges beschäftigt sich mit dem Erbe Carl Friedrich Zelters, der angeblich mit Silbermannschen Instrumenten gehandelt haben soll. "[...] Zelter (– oder wer sonst ? –) könnte die Instrumente (- vielleicht über Weimar, Leipzig - usw. - ) bestellt haben." Lütge kann zum Verbleib der Instrumente nur das beitragen, was ihm der alte Sammlungsdiener (vermutlich Wilhelm Großkopf) und der Restaurator Adolf Hartmann berichtet hatten. Zwei Instrumente befinden sich noch in der Berliner Sammlung, wobei das größere Instrument nach Lütges Erinnerung von Philipp Spitta dem Pianisten Heinrich Barth zeitweise zur Verfügung gestellt hatte. Ein drittes Instrument aus dem Besitz des Geigers Joseph Joachim hatte dessen Sohn Johannes, Arzt in Göttingen, Karl Lütge zur Verfügung gestellt. "Leider ist es bei meinem Totalverlust unter besonders tragischen Umständen verbrannt. Das letzte [Silbermann-Klavichord] soll eine Gesangsschülerin der Hochschule mit nach Wien genommen haben, wo ich es nicht mehr auffinden konnte."

In einem Nachtrag berichtet Lütge, dass der Vorgänger von Adolf Hartmann als Restaurator der Berliner Sammlung, Wilhelm Hirl, für die Schüler der Berliner Hochschule ein Pedalklavier konstruiert hatte. Zur Restaurierungsethik schreibt Lütge: Bei beschädigten Resonanzböden älterer Tasteninstrumente "machte er mit der Begründung: 'Wir können das ja heute besser' kurzen Prozess, er sägte sie heraus und setzte neue durablere hinein."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1956,05,18
Schreibort
Ahstedt (Hannover)
Erwähnte Objekte
Bundfreies Klavichord
Tasteninstrumente
erwähnt als
Detailinformation(en)
erwähnte Institutionen
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Restaurierungsethik
Involviertes Objekt
Klavichord
Involvierte Person
Berlin