NL Rück, I, C-0651

Am 13.09.1945 schrieb Rück einen Brief an das GNM. Dieser Brief behandelt die gleiche Thematik.

"An die Direktion der // Städtischen Galerien und Kunstsammlungen // Nürnberg.

Mein Haus übergab laut Regierungsvertrag vom 1.6.44 der verehrlichen Direktion eine Auswahl wertvoller historischer Musikinstrumente und andere Kunstgegentände – teils offen, teils in Kisten gezeichnet WR bezw. OM als Buchstabensignatur (samt angehängten Zahlen) – in den Jahren 43 bis 45 behufs Bergung in städtischen Depots.

Die Kontrolle dieser Depots wurde während des Krieges, und dann noch kurz nach der Besetzung Bayerns durch USA Truppen von dem Direktor und seinem depot- und sachkundigen Personal laufend durchgeführt.

Bei den nach dem Einzuge der USA Truppen noch im Früh-Sommer vorgenommenen Kontrollen in den Depots Schloß Hoheneck und Schloß Neunhof (bei Lauf) ergab sich leider, dass eine Anzahl meiner historischen Instrumente und fast alle meine Kisten nicht aufgefunden werden konnten, und daß in Hoheneck überdies Reste von verbrannten Musikinstrumenten bereits sichtbar waren!

Hoheneck und Neunhof sind auch derzeit von amerikanischen Truppenteilen besetzt. Hoheneck war am Kontrolltage dazu noch von Deutschen Kriegsgefangenen belegt, die ein, auch mir gehöriges, sehr wertvolles modernes Klavier widerrechtlich benutzten.

Ein Teil der in Hoheneck gelagert gewesenen Kisten gehören der Firma Buchhandlung M. Edelmann, Nürnberg, Hauptmarkt 3 und der Kirchenverwaltung Windsheim, sie waren nach Windsheim in die dortige Schule verbracht worden ohne Wissen der Beteiligten, wo sie Dr. Lutze am Hoheneck!er [sic!] Kontrolltage aufgestapelt liegen sah. In Neunhof lagern Bestände der Firma Antiquitätenhandlung Friedrich Neumann, Nürnberg, Karlstr. 4. Beide Depots enthalten außerdem wertvolles städtisches bezw. kirchliches Kunstgut.

Nun besteht die Möglichkeit, dass mir gehörige Kisten und Instrumente unter die Bestände der Windsheimer Kirchenverwaltung oder der ebengenannten beiden Firmen geraten sein können, also doch noch vorhanden sind.

Ich rege deshalb bei der verehrlichen Direktion der städt. Galerien und Kunstsammlungen die folgenden Maßnahmen an:

1. [ich] ersuche die Direktion, der Kirchenverwaltung Windsheim, den Firmen Edelmann und Neumann schriftlich in eingeschriebenen Briefen gefällig mitteilen zu wollen, daß sich unter deren eigenen Beständen eventuell mir zugehörige Kisten und Instrumente befinden könnten, um deren Herausgabe ich seinerzeit bäte;

2. eine genau Bestandsaufnahme der Depots Hoheneck neuerdings, sowie Neunhof und Windsheim raschmöglichst vorzunehmen, und zwar wenn irgendmöglich mit den in diesen Depots sachkundigen und ortskundigen Hilfskräften: dies aus rein sachlichen Gründen im Interesse aller beteiligten Depot-Teilhaber;

3. Besprechungen geeigneter Maßnahmen mit der Militär-Regierung durch die Direktion baldigst abhalten zu wollen mit dem Zwecke, wie ein dauernder Schutz aller Kunstwerke in diesen Depots erzielt werden könnte, da die örtlichen Kommanddanten der dort stationierten USA Truppen wahrscheinlich oft wechseln, wie der [unleserlich] jeweils neue Kommandant informiert werden könnte;

4. raschmöglichste Durchführung der eben angeregten Maßnahmen, um weitere Schäden und Verlust hintanzuhalten: ein Gebot der Stunde, nachdem es sich um beträchtliche Kunstwerke handelt und die Mil[itär].-Reg[ierung] selbst Wert darauf legt, die noch vorhandene[n] deutschen Kunstschätze nach Möglichkeit den Nachfahren zu erhalten.

Nachdem meine Sammlung historischer Musikinstrumente in das Verzeichnis der Nürnberger Sehenswürdigkeiten offiziell aufgenommen und allgemein zugänglich war, dürften meine obigen Anregungen auch dem öffentlichen Interesse dienen, noch mehr aber deshalb, weil all die benannten Depots auch kirchliches und städtisches Kunstgut bergen.

Ich stehe auf Wunsch auch zu einer persönlichen Aussprache zu Diensten und bitte, gegebenenfalls über mich verfügen zu wollen. Inzwischen zeichne ich

Mit vorzüglicher Hochachtung // ergebenst // Inhaber der Firma Wilhelm Rück."