NL Rück, I, C-0783b

„[...] Wenn der Flügel wieder spielbar gemacht werden darf und soll, ist eine sorgfältige Restaurierung notwendig. Für diese müssten wir etwa 6 Monate Zeit in Anspruch nehmen, denn vor allem müsste das Instrument gut ausgetrocknet werden. Dann müsste sowohl der Saitenbezug wie auch der Resonanzboden einer gründlichen, äusserst sorgfältigen Nachsicht unterworfen werden. Auch das Äussere des Flügels sollte unserer Meinung nach mindestens soweit übergangen werden, dass es bei dem Besucher im Vergleich zu den sonst sehr gepflegten Erinnerungsgegenständen einen sauberen Eindruck macht.
Wir sind uns bewusst, dass diese Restaurierung mit aller erdenklichen Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt vorgenommen werden müsste. Es müsste alles was überhaupt an dem Flügel erhalten werden kann, selbstverständlich aufs pietätvollste erhalten bleiben. […]
Wenn natürlich der Flügel hie und da bei feierlichen Gelegenheiten konzertmässig  gespielt werden soll, wäre es nach unserer ehrlichen, fachmännischen Überzeugung das Alleinrichtige, den Saitenbezug zu erneuern, da nur dann eine Gewähr geleistet werden kann, wenn – natürlich bei entsprechendem Anschlag! – der Saitenbezug standhält.
Die Garnierungen mit Stoffen und Filzen würde bei einer Instandsetzung soweit erhalten, als es fachmännisch spieltechnisch verantwortet werden kann. Für das Äussere würde es unseres Erachtens gegeben sein, den Flügel gründlich sauber zu machen und dann dem Äusseren wieder mit etwas Öl, das ihm [sic] Verlauf der Jahrzehnte verharzt ist, nachzuhelfen. Selbstverständlich darf der Flügel nicht poliert werden, um nicht den Eindruck eines neuen Instrumentes zu erwecken.
Von den Füssen ist einer bestimmt nicht mehr original. Dieser müsste mindestens durch einen Fuss ersetzt werden, der im Äusseren dem originalen Fuss gleicht. Ev. Wurmstichige Stellen müssten, wenn sie ohne Schaden erhalten werden können, mit Xylamon, dem neuen Wurmmittel, imprägniert werden, sodass, wenn Gefahr für weiteres Umsichgreifen vorhanden ist, durch gleiches Material ersetzt werden.
Wir verfügen über langjährige Erfahrung auf dem Gebiete der Reparatur historischer Instrumente. Es ist, wie für unsere eigenen Instrumente auch, wenn wir schon eine Reparatur für fremde Rechnung machen, natürlich Ehrenpflicht, das beste Material für diese Reparatur zu verwenden, das zu erhalten ist. Wir besitzen ausgezeichnetes Hammerleder, die besten Dämpfungsleder und lassen auch die zur Garnierung benötigten Filzsorten eigens in den alten Farben herstellen. Wir scheuen diesbezüglich keine Kosten und keine Mühe, um die Instrumenten-Mechaniken wieder auf den Stand zu bringen, den sie tonlich, äusserlich und innerlich hatten, als die verewigten Meister sie bauten. [...]“

Absender/Urheber Person
Datum
1936,09,24
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Detailinformation(en)
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Restaurierung
Hammerflügel
1936