NL Rück, I, C-0616

"Sehr geehrter Herr Professor!

Nun konnte ich endlich Kiele beschaffen und sende Ihnen inliegend 1 Dutzend, die zum Bekielen eines Spinetts wohl ausreichen werden.

Da Herr Thomas in diesen Arbeiten höchst wahrscheinlich keinerlei Erfahrung hat, bemerke ich für ihn dazu folgendes: An den geschnittenen Kielen ist zu merken, wie unterschiedlich sie in der Härte sind. Man fängt an der oberen Spitze an für den Diskant. Bei mehrmaligem Abschneiden werden die Kiele härter bis man an die milchig weisse Stelle kommt. Die Spitzen der kiele sind zum Einsetzen bereits vorbereitet. An der weissen Stelle beginnt der härteste Teil des Kieles, der sich für den Bass eignet. Nun spielen aber noch zwei Hauptsachen mit: 1. wie weit an der Zunge der Schnitt für den Kiel ist, man kann sich wohl durch Schmälerschneiden helfen. 2. wie lange der Kiel ist, das ist der Abstand der Docke von der Saite. Ein langer Kiel muss stärker sein und einen kurzen Kiel bekommt man oft nicht schwach genug. Die glasigen Enden werden für bestimmte Zwecke zurückgelegt.

Von welcher Dauer die Bussard-Federn sind, wird sich wohl erst beim Gebrauch zeigen. Im Übrigen bedürfen die Kiele öfters der Ergänzung. Wenn die Bussard-Kiele sich bewähren und der Vorrat reicht Ihnen nicht, kann ich Ihnen noch einige schicken. Ich bemerke noch dazu, dass Motten ein besonderer Freund von Kielen sind und Kiele derartig anfressen, dass sie oft nur noch an einem Haar hängen. Es ist also jährlich für zuverlässigen Mottenschutz Sorge zu tragen.

Ich nehme an, dass Herr Thomas mit diesen Ausführungen zurecht kommt, andernfalls stehe ich zu weiteren Rückfragen bereit.

Mit freundlichen Grüssen // Ihr

 

12 Kiele".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Empfänger Institution
Datum
1951,01,17
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Tasteninstrumente
erwähnt als
Bekielung
erwähnt als
Detailinformation(en)
erwähnte Personen