NL Rück, I, C-0821

Eingangsstempel 28.07.1956.

 

"Sehr geehrter Herr Dr. Rück!

Trotzdem ich weder das eine noch das andere, laut Ihres Briefes [nicht erhalten] vom 23. d. Mts. von Ihnen Gesuchte mit nach Basel genommen habe und ich daraufhin nach Ihrem Vorschlag nicht antworten brauchte, reizt mich Ihr Gedankengut zu Ihren Mutmassungen, Ihnen meine Meinung in dieser Richtung mitzuteilen.

Mir ist erinnerlich, dass wir seinerzeit, als ich den Auftrag bekam den Mozart-Flügel nachzubauen, nur die Zeichnung von dem nachgebauten Instrument, die vor meiner Zeit von Herrn Gatter in Erlangen angefertigt worden war, als Vorlage hatten. In dem Eisenschrank, der vor dem Umbau in Tafelfeldstra. 22 stand, lag der von Ihnen gesuchte und mir nur bekannte Querschnitt als Zeichnung, von dieser eine negative Fotokopie ohne Masse, nebst den Hammerstiellängen und Hammerformen mit eingeschriebenen Massen.

Von der Existenz eines Büchleins mit Ergebnissen der Messungen am Mozart-Flügel in Salzburg von Herrn Marx höre ich von Ihnen in Ihrem Brief das erste Wort und Sie werden sich mit guten Willen daran erinnern können, mir das Buch nicht gezeigt zu haben.

Der aufgekommene Zweifel an den richtigen Aufzeichnungen des Querschnittes der Mechanik des Mozart-Flügels im Vergleich mit der Mechanik der bei Ihnen stehenden Kopie, ist in Ihren Briefen mit Herrn Marx sicher nachzulesen. Herr Marx bekam diese Zeichnung zur Kontrolle nach Leipzig; seine in Leipzig vorhandenen Aufzeichnungen stimmten mit denen in der Zeichnung überein und es stellte sich heraus mit dem Vergleich des Original-Instrumentes in Salzburg, dass die Masse der bei Ihnen stehenden ‚Kopie‘ innerlich und äusserlich nicht mit dem Original übereinstimmen.

Herr Marx fertigte nach Ihrem Wunsch eine Zeichnung des Flügels an, in [dem] sich die Masse bis auf kleine Abweichungen mit dem Original deckten. –

Ich schreibe Ihnen das alles, damit Sie evt. [sic] durch die bei Herrn Marx damals in Leipzig vorhandenen Aufzeichnungen und dem gesuchten ‚Büchlein‘ einen Zusammenhang finden. –

Aus meiner letzten Zeit bei Ihnen ist mir noch erinnerlich, dass Sie von dem Querschnitt der Mechanik im Diskant von Herrn Gerber eine Fotokopie in Originalgrösse haben herstellen lassen und ich finde es sehr sonderlich, dass von allen nichts aufzufinden ist. –

Das Fehlende bei mir zu suchen entspricht Ihrer Stellung mir gegenüber. – Ich bedaure sehr, nichts in diesem Zusammenhang für Ihre Zufriedenheit tun zu können, es wäre [schön?], wenn Ihnen die Gewissheit über mein anständiges Handeln hilft. – Vieles hat sich im Haus ‚Rück‘ wiedergefunden, was scheinbar seinen Weg aus dem Haus gefunden hatte – ich tröste mich damit –.

Mit guten Wünschen grüsst Sie // [handschr.] Martin Scholz."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1956,07,26
Schreibort
Allschwil
Erwähnte Objekte
Hammerflügel (Nachbau)
Tasteninstrumente
erwähnt als
Detailinformation(en)
erwähnte Personen